Fast zwei Jahre sind seit dem ersten Post, der sich mit der Anerkennung von Esport in Deutschland beschäftigt, vergangen. Zeit, die der Esport genutzt hat sich weiter in der Gesellschaft zu etablieren. Doch wie genau ist jetzt der aktuelle Status und was hat sich verändert?

Eine kurze Timeline der Events:

Juli 2017

Release von Fortnite; dieser Esport-Titel wird innerhalb kürzester Zeit auf Twitch & Co. League of Legends und anderen Spielen den Rang ablaufen.

November 2017

Gründung des ESBD (eSport-Bund Deutschland), das digitale Pendant zum DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund).

Dezember 2017

In der Jahresversammlung des DOSB beschließt man die Gründung einer "Arbeitsgruppe", bestehend aus Persönlichkeiten des DOSB, der Wissenschaft und der Esport-Szene . Diese befasst sich intensiv mit Esport und soll dann einen "Position" erarbeiten, an der sich "Sportvereine und -verbände orientieren können."

Februar 2018

Im aktuellen Koalitionsvertrag der Bundesregierung wird Esport explizit erwähnt und so heißt es dort wörtlich:

Wir erkennen die wachsende Bedeutung der E-Sport-Landschaft in Deutschland an. Da E-Sport wichtige Fähigkeiten schult, die nicht nur in der digitalen Welt von Bedeutung sind, Training und Sportstrukturen erfordert, werden wir E-Sport künftig vollständig als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht anerkennen und bei der Schaffung einer olympischen Perspektive unterstützen.

Hurray?!

Klingt, als hätte es der Esport nun endlich geschafft, da auch eine offizielle Stelle einsieht, dass hier ein riesiger Markt verpasst werden könnte. Doch vorschnell sollte man nicht jubeln, denn allzu viel getan hat sich bis dato nicht, im Gegenteil. Schon knapp einen Monat später schießt der DFB-Präsident Reinhard Grindel hart gegen die Anerkennung des Esport:

Laut Reinhard Grindel sind digitale Endgeräte die größte Konkurrenz der Sportvereine, was eine "absolute Verarmung" sei. Er macht Computerspiele direkt verantwortlich für den Rückgang der Mitgliederzahlen in Sportvereinen.

Der nächste Seitenhieb

Seither ist die Bundesregierung im Bezug auf Esport im Stillstand. Deswegen gab es im August 2018 im Bundestag eine sogenannte "Kleine Anfrage", die offene Fragen bezüglich der Entwicklung des Esport in Deutschland klären sollte. Auf die Frage, wann denn der Esport jetzt offiziell anerkannt wird, heißt es von Seiten der Bundesregierung, dass es "kein Anerkennungsverfahren für Sportarten durch die Bundesregierung [gibt]".

Es kommt immer wieder zu Visaproblemen bei Esportlern aus Drittstaaten, die nicht aus der EU kommen. Gerade wenn ein Turnier die 90-Tägige Aufenthaltsgenehmigung überdauert, müssen Teams oft improvisieren und die Spieler zwischenzeitlich ausfliegen, oder ganz auf sie verzichten. Trotzdem sieht die Bundesregierung keinen Grund, Visaerleichterungen für Esportler in die Wege zu leiten.

Ganz generell wird die Verantwortung eher dem DOSB zugeschoben, denn dieser soll entscheiden, ob Esport die Kriterien einer Sportart erfüllt. Aber eine weitere Antwort der Bundesregierung in dieser Anfrage lässt vermuten, dass es im Moment eher nicht danach aussieht:

Die Anerkennung einer Sportart und die Aufnahme eines Sportverbandes in den DOSB setzen u. a. voraus, dass es sich um eine Betätigung handelt, die eine eigene, die Sportart bestimmende motorische Aktivität der Sportler zum Ziel hat. Dass die von eSportlern/innen benötigten Fähigkeiten (z. B. Hand-Augen-Koordination  und  Reaktionsvermögen)  diesem  Erfordernis  entsprechen,  ist  derzeit  nicht allgemein anerkannt.

Die zwölfseitige Anfrage, inklusive ihrer Antworten, kann man hier nachlesen.

Esport-Deutschland bekommt mal wieder eine Abfuhr

Was sich schon etwas angedeutet hat, wird jetzt im abschließenden Bericht der vom DOSB im Jahr 2017 gegründeten Arbeitsgruppe zum Thema Esport bekräftigt. Zu allererst wehrt man sich stark gegen den Begriff Esport an sich und unterteilt ihn deshalb in Sportsimulationen wie FIFA auf der einen, und "eGaming" auf der anderen Seite. Zu eGaming zählen dann Spiele wie League of Legends, Counter Strike, StarCraft und viele weitere. Während der DOSB bei Sportsimulationen nicht ganz abgeneigt ist, Förderung in diesem Bereich zu betreiben, sind die meisten Aushängeschilder des Esport aufgrund ihrer Spielinhalte ethisch nicht mit dem DOSB vereinbar und daher auch nicht förderungswürdig.

Laut eines Tweets von Hans Jagnow will man seitens des ESBD trotzdem nicht ganz aufgeben:

Schade, eine vertane Chance auf der #DOSBMV2018. Immerhin, man möchte laut angestimmter Resolution weiter im Dialog bleiben. Wir bieten als @ESBD_Verband an, einen gemeinsamen dauerhaften eSport-Ausschuss mit @DOSB et. al. einzurichten und über verbindende Werte zu reden. #DOSB

Trotz des vermeintlichen Misserfolgs hat diese Debatte zum Diskurs zwischen den beiden Fronten geführt. Spätestens jetzt dürfte Esport fast jedem ein Begriff sein. Sobald dann die breite Öffentlichkeit bereit ist, Esport anzuerkennen, wird auch der DOSB seine Entscheidung mit Sicherheit noch einmal überdenken.