Der Esport in Deutschland hat es nicht immer leicht, denn es wird sich mit Händen und Füßen gegen eine offizielle Anerkennung als Sportart gewehrt. Ein neuer Beschluss der Bundesregierung könnte jetzt das Ruder herumreißen.

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Der steinige Weg des Esports in Deutschland

Die Anfänge des Esports in Deutschland lassen sich bis in die 90er-Jahre zurückverfolgen, wo schon damals erste Turniere in Spielen wie Unreal Tournament oder StarCraft ausgetragen wurden. Im Jahr 2000 ging aus der Deutschen Clanliga (DeCL) die Electronic Sports League (ESL) hervor. Die ESL ist heute das Aushängeschild des Esports in Deutschland und ist auch international etabliert: Seit der Gründung hat die ESL über 100.000[1] Turniere ausgetragen.

Im November 2017 gründet sich der ESBD (eSport-Bund Deutschland), was von nun an die zentrale Anlaufstelle in Sachen Esport in Deutschland darstellt. Seither bemüht sich der ESBD um eine Eingliederung in den DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund), um als offizielle Sportart die Vorteile eines anerkannten Sports zu genießen.

Die Vorteile als anerkannte Sportart in Deutschland umfassen:

  • Gesellschaftliche Akzeptanz
  • Steuerliche Erleichterungen und Fördergelder für Vereine
  • Anerkannte ehrenamtliche Arbeit
  • Sportler-Visa für Nicht-EU-Bürger
  • Verbandsstrukturen

Offizielle Anerkennung auf Raten

Um zu prüfen, ob Esport die Voraussetzungen einer Sportart erfüllt, bildete der DOSB zu diesem Thema Ende 2017 eine Arbeitsgruppe[2]. Das Ergebnis: Eine Unterteilung in "gute" und "böse" Spiele, die nach einer subjektiven Beurteilung entweder förderungswürdig sind, oder eben nicht. Nach diesem Prozedere würden Spiele wie League of Legends, Counter Strike & Co aufgrund ihrer Inhalte sofort aus dem Raster fallen. Sportsimulationen (z.B. FIFA, F1, Rocket League) sind demnach durchaus förderungswürdig.

2019 gab der DOSB ein unabhängiges Gutachten[3] in Auftrag, was klären sollte, ob der Esport gemeinnützig ist. Die Gemeinnützigkeit wäre ein wichtiges Merkmal für die offizielle Anerkennung als Sportart. Das Fazit des Gutachtens ist aber eindeutig:

Nein, „eSport“ erfüllt laut dem unabhängigen Gutachten aus rechtlicher Sicht nicht die Voraussetzungen, um als gemeinnützig anerkannt zu werden. - DOSB

In der Antwort[4] des ESBD sieht man sich aber durch dieses Gutachten bestärkt darin, dass eine offizielle Anerkennung auch ohne den DOSB möglich ist. Würde es so weit kommen, gingen der ESBD und DOSB vermutlich endgültig getrennte Wege.

Bundesregierung beschließt Esportler-Visa

In einer Pressemitteilung[5] verkündet der ESBD, dass der Bundesrat dem Esports-Visum zugestimmt hat. Hierdurch gelten seit März 2020 für Esportler dieselben Einreisebedingungen wie für Berufssportler[6].

Damit gehören nun Visaprobleme der betroffenen Spieler der Vergangenheit an. Der ESBD-Präsident sieht hier eine große Chance für den Esport in Deutschland:

Das eSport-Visum stärkt Deutschland als Gastgeber für internationale Veranstaltungen und ermöglicht die gezielte Spieleranwerbung aus Drittstaaten. Ein Visum speziell für eSport ist weltweit einmalig und hat Vorbildcharakter für andere Länder. - Hans Jagnow

Da schon jetzt internationale Turniere zahlreich in Deutschland ausgetragen werden, können die Teams nun globaler auf die Suche nach neuen Talenten gehen. Durch diese neue Regelung sieht sich der Esport in Deutschland mit deutlich weniger bürokratischen Hürden konfrontiert.


Seit der Gründung des ESBD hat sich der Esport in Deutschland deutlich in eine gesunde und nachhaltige Richtung entwickelt. Mit der Unterstützung von Esportlern durch das eSport-Visum ist der nächste wichtige Schritt geschafft. Da eine rechtliche Anerkennung des Esport als Sportart auch ohne den DOSB möglich ist, müsste es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis der Esport sich offiziell Sport nennen darf.


  1. Über ESL Gaming ↩︎

  2. Positionierung des DOSB zum Esport ↩︎

  3. DOSB Gutachten zum Esport ↩︎

  4. ESBD Pressemitteilung zum DOSB Rechtsgutachten ↩︎

  5. ESBD Pressemitteilung zum eSport-Visum 2020 ↩︎

  6. Beschäftigungsverordnung §22 Besondere Berufsgruppen ↩︎