In diesem Blogpost stelle ich euch das TTArtisan 27mm f/2.8 vor. Ich habe dieses Objektiv an einer X-T5 und einer X-S20 getestet. Ihr findet Bilder in unterschiedlichsten Aufnahmesituationen und eine ausführliche Analyse und Test.

Einleitung

Da es unzählige YouTube-Videos zu diesem Objektiv gibt, war es meiner Meinung nach an der Zeit, ein unabhängiges Review zu schreiben. Deswegen habe ich kurzerhand das Objektiv für diesen Blogpost gekauft, um es euch vorzustellen.

Das Ganze soll hier kein hochwissenschaftlicher Objektiv-Test sein. Ich habe kein großes Testlabor, in dem ich hier MTF-Charts oder Ähnliches generieren kann.

Das Objektiv ist bei Amazon.de* oder bei ähnlich großen Versandhändlern bestellbar, weiterhin sind auch Mounts für Sony E-Mount und Nikon Z-Mount verfügbar.

Design und Aufbau

Wir haben uns das TTArtisan 27mm f/2.8 in Schwarz gekauft und sind eigentlich mit der Farbwahl relativ zufrieden. Auch an einer X-T30 II oder an einer X-S20 ist das Objektiv sehr klein und unauffällig, was es ideal für Streetfotografie oder einfach als immer-dabei-Objektiv macht. Das Objektiv ist aus Metall gefertigt, fühlt sich aber im Vergleich zu den Objektiven der Fujifilm f/2-Serie etwas schwächer an. Die Objektive der Fujifilm-Serie sind allerdings auch kleine Wunderwerke der Technik. Aber das TTArtisan überzeugt offensichtlich auch durch seinen Preis.

Zurück zur Qualität: Die mitgelieferte Sonnenblende ist aus Metall gefertigt und lässt sich problemlos vorne aufschrauben. Blenden- und Schärfering sind leichtgängig, und der Schärfe-Einstellring ist sehr griffig. Allerdings fällt mir im Vergleich zu einem Fujifilm-Objektiv der Unterschied auf: Während der Schärfering bei einem Fujifilm-Objektiv leicht und sanft gleitet, ohne zu wackeln, habe ich das Gefühl, als ob der Ring bei meinem TTArtisan 27mm f/2.8 Objektiv ein wenig schleift. Dreht man den Schärfering um eine ganze Umdrehung, gibt es einen Punkt, der sogar etwas schwerer zu drehen ist. Dies fällt natürlich nicht auf, denn das Objektiv verfügt über einen Autofokus, der eigentlich ganz gut funktioniert – aber dazu später mehr.

Pancake Bauweise

Das Objektiv ist sehr schmal bemessen. Ich habe ca. 30 mm in der Dicke des Objektivs, ohne Sonnenblende, gemessen. Die Sonnenblende trägt mit ca. 7 mm nochmals zusätzlich auf. Das Objektiv hat einen Durchmesser von 60 mm. Dagegen wirkt das Fujifilm-Objektiv schon ein bisschen kleiner. Zum Beispiel hat das Fujifilm die Maße 62 mm x 23 mm. Diese ca. 7 mm Unterschied wirken erstmal gering, aber insgesamt wirkt das Objektiv eher etwa 1/3 größer.

Sonnenblende

Es gibt alternative Sonnenblenden, die eigentlich für das Fujifilm XF 27mm F/2.8 R WR gedacht sind, aber auch auf dem TTArtisan funktionieren.

Blendenring

Das größte Manko an der Verarbeitung (nicht optisch) ist die fehlende Wasserabdichtung sowie die relativ geringe Riffelung des Blendenrings. Nun zum Positiven des Blendenrings: Der Blendenring ist nicht kontinuierlich, sondern klickbar, was schon einmal gut ist.

  • Der Blendenring hat folgende Markierungen: 2.8, 4, 5.6, 8, 11, 16
  • Insgesamt gibt es folgende klickbare Blendenringeinstellungen: 2.8, 3.2, 3.6, 4.0, 4.5, 5.0, 5.6, 6.4, 7.1, 8.0, 9.0, 10, 11, 13, 14, 16

Darum ist der Blendenring an Objektiven für Fujifilm so wichtig

Wer Fujifilm-Objektive benutzt, nutzt oft auch die manuelle Einstellung des Blendenrings am Objektiv selbst. Bei einer X-T5 zum Beispiel gibt es an der Kamera schon Drehregler für ISO und Verschlusszeit, aber keinen dedizierten Drehregler für die Blende. Man dreht einfach am Objektiv auf die gewünschte Blende. Um 'Full-Auto' zu fotografieren, stellt man ISO und Verschlusszeit auf 'A' und dreht den Blendenring ebenfalls auf 'A'. An der X-T5 gibt es nicht die sonst üblichen Prioritätsmodi wie Blendenpriorität, Verschlusspriorität oder Programmautomatik, noch einen 'M'-Modus. Man entscheidet einfach, welche Parameter man verändern möchte. Stellt man ISO und Verschlusszeit z.B. auf einen festen Wert, ebenso wie die Blende, befindet man sich im komplett manuellen Modus. Genau das macht das Arbeiten mit einer Fujifilm X-T5 oder X-T4 so schön und angenehm. Und genau deshalb benutzt man diesen Blendenring auch so oft, weshalb er so wichtig ist.

Leider lässt sich dieser Blendenring jedoch nur an zwei Griffpunkten greifen. Wegen des schmalen Designs musste der Hersteller diesen Ring natürlich relativ schmal gestalten, aber eine größere Riffelung der Griffflächen, wie es sie zum Beispiel beim Fujifilm 27mm f/2.8 R WR gibt, fehlt mir hier.

Ansonsten ist mir nichts weiter Negatives an der Verarbeitung aufgefallen. Das Objektiv wirkt stimmig verarbeitet, der Autofokusmotor arbeitet relativ leise. Wer den Autofokusmotor eines Fujifilm 27mm f/2.8 R WR kennt, weiß, dass es auch viel lauter sein kann. Er ist sogar sehr leise im Vergleich. Für das Videofilmen ist die Lautstärke noch akzeptabel, vor allem, wenn man den Ton über ein externes Mikrofon wie das Movo VX R10 Pro aufnimmt.

Updates

Interessant ist der mitgelieferte USB-Adapter, der sich im Objektivrückdeckel befindet. Mit diesem lassen sich über USB Updates aufspielen, allerdings funktioniert das laut Hersteller nur unter Windows. Am besten besucht man die Herstellerwebseite für eine ausführliche Anleitung. Im Groben verbindet man das Objektiv per USB mit dem mitgelieferten Adapter. Dann erscheint das Objektiv als USB-Laufwerk am Computer. Man kopiert die (wichtig!) richtige Firmware auf das Objektiv und wartet, bis alles richtig übertragen worden ist. Nach dem Update habe ich das Objektiv an meiner Kamera getestet und alles hat funktioniert.

Andere chinesische Hersteller haben das so gelöst, dass sie einen kleinen USB-Port im Bajonett integriert haben. Bei Fujifilm gibt es keine direkten Updates für Objektive, oder sie erfolgen direkt über die Kamera. Bisher hatte ich kein Fujifilm-Objektiv, das ein Update benötigte; alles funktionierte von Anfang an wunderbar.

Autofokus

Wie ich bereits erwähnt habe, ist der Autofokus leise und deutlich leiser als beim Fujifilm 27mm f/2.8 R WR, aber merklich lauter als bei einem Fujifilm 18-55 Kitobjektiv oder einem Fujifilm 23mm f/2.0. Der Autofokus arbeitet an meiner X-T5 relativ schnell. Eye-Tracking funktioniert, allerdings ist er deutlich langsamer als beim 23mm f/2.0. Die Geschwindigkeit ist vergleichbar mit der des Fujifilm 27mm f/2.8 R WR. Für schnelle Sportszenen ist der Autofokus nicht geeignet, aber für Street-, Architektur- und Alltagsfotografie ist er definitiv ausreichend.

Es gibt zwar Firmware-Updates, aber ich denke, dass TTArtisan hier bereits an technische Grenzen stößt. Firmware-Updates können vielleicht ein paar Kleinigkeiten oder Fehler beheben, aber sie werden die Geschwindigkeit des Autofokus nicht verdoppeln können.

Fehlfokus Probleme

Ich hatte an meiner X-T5 einige Fehlfokus Probleme. Diese sind z.B. entstanden als ich die Testaufnahmen gemacht hatte. Genügend Licht war da. Fokusiert hatte ich in der Bildmitte auf einem Kontrastreichen Bereich. Die Kamera war auf einem Stativ montiert, eigentlich optimale Bedingungen. Trotzdem hatte ich Fehlfokus Probleme, in meiner ersten Testreihe bei f/2.8 gleich am Anfang. In der zweiten Testreihe bei f/5.6. Zu sehen ist das unten in den Bildern.

Diese Probleme sind mir "In the Wild" jetzt noch nicht aufgefallen.

Das TTArtisan 27/2.8 - Zu kaufen gibt es dies zum Beispiel auf Amazon.de*
Hier sieht man auch gut die zwei Griffflächen am Blendenring. 
Das Objektiv wird in China hergestellt. Ein Dichtungsgummi am Objektivbajonett gegen Staub und Umwelteinflüsse ist nicht vorhanden. Dies wundert mich auch bei diesem günstigen Preis nicht. Für rund 150 bis 200EUR lässt sich das TTArtisan 27mm/2.8 erwerben.
Der Filterdurchmesser beträgt 39mm genauso wie beim Fujifilm 27mm f/2.8 R WR.
Im Rückdeckel sind Kontakte vorhanden. Mit einem USB-C Kabel lässt sich dieser zu einem Windows-Rechner verbinden. Damit lässt sich das Update durchführen. 

Bildqualität

Als ich das erste mal das Objektiv ausprobiert hatte, habe ich viel mit f/2.8 fotografiert um die Grenzen dieses Objektives gut zu sehen. Die Bilder hatten eine starke Vignettierung bei f/2.8 und gerade am Bildrand eine starke chromatische Abberation. So wie an einem älteren Objektiv wie meinem 70 Jahre altem Zeiss Vintage Objektiv. Die chromatische Abberation wie auch die starke Vignettierung ist in Lightroom korregierbar. Bei f/2.8 ist wirklich nur die Bildmitte scharf. Zu den Rändern hin habe ich einen starken Schärfeabfall. Das ganze, also die Vignettierung, Schärfeabfall zu den Rändern und die chromatische Abberration kann man durch abblenden auf f/5.6 oder f/8 verhindern. Bei f/8 habe ich sogar sehr gute Schärfe mit dem Objektiv erreicht. Erstaunlich gut sogar wie ich finde. Auch viele Youtuber kommen zu dem gleichen Ergebnis wie ich.

Bei Blende f/2.8 ist eine deutliche Vignettierung und Schärfeabfall an den Rändern zu erkennen. (Herbst 2023, Erlangen)
Schöner und deutlich angenehmer verhält sich das Objektiv ein bisschen abgeblendet, hier zum Beispiel f/5.6. Die Vignettierung geht deutlich zurück. (Erlangen, Herbst 2023)
In dieser Low-Light Situation würde sich ein Objektiv mit f/1.4 oder gar f/1.0 besser tun, aber dank moderner Rauschunterdrückung und hoher ISO ist aus der Hand auch ein solches Foto Problemlos möglich. Die Blende f/2.8 stellt hier das Objekt der Begierde, das Bratwurstbrötchen, frei.
Ich habe immer auf die Bildmitte, auf die Farbkarte, fokusiert. Hier ist der Schriftzug "datacolor" bisschen schwammig lesbar. Die Vignette ist stark sichtbar. Wahrscheinlich ein "Fehlfokus"
Schon besser wird es bei Blende 4. Aber auch hier ist die Vignettierung noch sichtbar.

Fokusiert hatte ich auf die Farbkarte, das DoF betrug 15cm, Abstand zur Kamera ca. 1 Meter.

300% Zoom. Screenshots aus Lightroom. Aufgenommen mit der X-T5, Focus lag auf der Farbkarte.
300% Zoom. Screenshots aus Lightroom. Aufgenommen mit der X-T5, Focus lag auf der Farbkarte.

TTArtisan 27mm bei f/2.8 - Deutlich zu erkennen ist die starke Vignette.
TTArtisan 27mm bei f/4.0
TTArtisan 27mm bei f/5.6 - Hier ein Fehlfokus, fokusiert war wie bei den anderen Bildern die Bildmitte.
TTArtisan 27mm bei f/8.0
TTArtisan 27mm bei f/11
TTArtisan 27mm bei f/16
100% Ausschnitte.
Fotografiert man direkt in die Sonne entstehen Sunstars die man entweder so mag, oder halt nicht.
Das TTArtisan an der Fujifilm X-T5 bei Blende f/2.8. Im Hintergrund sieht man diese interessante Verformung des Bokehs.
Hier wieder Blende f/2.8 um die starke Vignettierung zu demonstrieren.
Selbes Motive Blende 8. Viel schärfer und auch die Vignettierung hat abgenommen.
Links Blende f/2.8, rechts Blende f/8. In der Mitte 300% Vergrößerung.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Nun kommen wir zum entscheidenden Verkaufsargument.

Welches Objektiv bekommt man denn für knapp 150 EUR, das einen Autofokus besitzt, brauchbare Bilder liefert und noch dazu kompakt gebaut ist? Richtig, eigentlich gibt es kaum bis gar keine Objektive in dieser Preisklasse. Und genau hier liegt wahrscheinlich der Hauptkaufanreiz für dieses Objektiv.

Das Objektiv, das dem TTArtisan 27mm f/2.8 am nächsten kommt, ist das Fujifilm 27mm f/2.8 R WR. Dieses kostet jedoch rund 400 bis 450 EUR und spielt daher in einer ganz anderen Liga. Es ist, soweit ich gelesen habe, wahrscheinlich auch optisch überlegen. Ich habe das Fujifilm 27mm f/2.8 erstmal nur einmal in der Hand gehabt, deshalb kann ich noch nicht viel darüber berichten.

Insgesamt findet man in dieser Preisklasse kaum ein anderes Objektiv mit einer vergleichbaren Qualität und Leistung.

Einsatzgebiete

Ich sehe verschiedene Einsatzgebiete für dieses Objektiv.

Bei der Streetphotography sehe ich das Objektiv, mit seinem äquivalenten 40mm Brennweitenbereich, ganz vorne mit dabei. Es eignet sich auch hervorragend für Portraits, Dokumentationen und, dank seiner Kompaktheit, idealerweise als 'Immer-Dabei-Linse'.

  • Streetphotography
  • Reiseobjektiv
  • Portraits
  • Immer-Dabei-Linse

Fazit

Durch seine kompakte Bauweise, den geringen Preis und die für diesen Preis gute Verarbeitungsqualität ist das Objektiv für jeden geeignet, der die 27mm Brennweite einmal ausprobieren möchte. Es eignet sich auch für Landschafts- oder Portraitfotografie. Allerdings muss man bei offeneren Blenden, also eigentlich allem unter f/5.6, Abstriche machen. Bei Blende 8 scheint das Objektiv einen 'Sweet Spot' zu besitzen. Bei dieser Blende erhält man eine angenehme Schärfe bis zum Bildrand und kaum Vignettierung.

Mit meiner X-T5 (40 MP APS-C) konnte ich mit diesem Objektiv sehr scharfe Bilder erzielen.

Positives

  • Geringer Preis.
  • Gute Abbildungsleistung ab Blende 5.6 bis Blende 11.
  • Ganz gute Lichtstärke durch Blende 2.8.
  • Metallbauweise.
  • Blendenbereich von 2.8 bis 16.
  • Updates über USB möglich; der Rückdeckel dient dabei als Adapter.
  • Autofokus ist für alltägliche Situationen schnell genug und relativ leise.

Negatives

  • Eingeschränkte Griffigkeit beim Blendenring.
  • Keine Abschirmung gegen Umwelteinflüsse.
  • Starker Schärfeabfall von der Bildmitte bei Blende f/2.8.
  • Starke Vignettierung bei Blende f/2.8.

Kaufmöglichkeiten


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