"Learn anyting with the Feynman-Method" - so oder ähnlich poppte es in meinen Social-Media-Timelines auf. Auf YouTube, Instagram und Twitter. So reißerisch die Überschriften auch waren - reines ClickBait waren sie nicht.

Im Prinzip wird eine alte Tugend, die man so oft von seinen Lehrern in der Schule gehört hat, Feynman Methode genannt. Klar, das muss was gutes sein denkt man, Feynman war auch ein überragender Physiker und ein noch besserer Lehrer.

Doch wieso wird die Lernmethode "Feynman-Methode" genannt, und wo hat sie ihren Ursprung? Dazu recherchierte ich - um mich von meinen anderen wichtigeren Dingen auf meiner ToDo-Liste abzulenken, über die Feynman Methode. Schließlich könnte ich mich doch somit viel besser auf meine kommenden Prüfungen vorbereiten.

Richard Feynman - Tamiko Thiel 1984
Richard Feynman - Tamiko Thiel 1984

The first principle is that you must not fool yourself — and you are the easiest person to fool. - Richard Feynman

Die vier Schritte der Feynman Methode

1. Leere Seite
Nimm ein leeres Blatt, oder noch besser eine leere Seite in einem Notizbuch. Als Überschrift wählt man am besten genau das Themengebiet über welches man keinerlei Ahnung hat. Das kann ein Algorithmus sein, ein bestimmtes Themengebiet für die kommende Klausur, oder ein mathematisches Werkzeug. Zum Beispiel könnte die Überschrift: "Dijkstra's Algorithmus" lauten.

2. Erklären
Jetzt versucht man das Thema in einer einfachen Sprache, am besten ohne Fachbegriffe zu erklären. Hier fällt einem dann erst wirklich auf, was man denn nicht kann. Klar ist, man sollte mit dieser Methode erst anfangen, wenn schon ein Grundverständnis vorhanden ist.

3. Analyse
Nun wird man wahrscheinlich schon beim Versuch es in einfacher Sprache aufzuschreiben gemerkt haben, wo genau man Lücken hat und was man vielleicht doch nicht so genau verstanden hat.
Vielleicht ist es euch auch schon so gegangen, man lernt etwas in der Schule oder Universität, hört es sich in der Vorlesung an oder schreibt in der Übung mit. Man denkt, man hätte es verstanden - schließlich hat der Übungsleiter oder Professor es ja auch gut erklärt. Aber könnte man es auch jemanden erklären? Vielleicht Anhand eines anderen Beispiels wie in der Vorlesung oder Übung?
Falls man also noch Lücken hat, liest man diese nochmal nach, fragt den Übungsleiter oder Lehrer - schließlich sind sie dazu da.

4. Vereinfachen
Jetzt vereinfacht man seinen Erklärtext so gut es geht aufs wesentliche. Schickt ihn an fachfremde Freunde und lasst sie euch euren Text lesen - oder noch besser erklärt die Aufgabe euren Lernpartnern oder Klassenkameraden/Kommilitonen.

DeathtoStock_Creative-Community9_1900-1

Warum denn jetzt Feynman-Methode?

Bisher kann ich nur mutmaßen, in seinem Buch "Surely You're Joking, Mr. Feynman! (Adventures of a Curious Character)" beschreibt Feynman einige seiner Methoden sich etwas anzueignen. Zum Beispiel auch den Trick - welcher mittlerweile 'Feynmans trick to differantiate under the Integral sign' genannt wird. Diesen Trick hatte er eigentlich aus einem Mathe Buch, welches ihm sein High-School Lehrer gab. Nur weil er die Methode sich selber angeeignet hatte, und alle anderen Kommolitonen am MIT diese Methode noch nicht kannten, wurde das sozusagen sein 'Signature-Move' zur Lösung bestimmter Integrale. Falls es jemanden Interessiert hier dazu mehr.

Weiterhin machte Feynman sich einen Spaß andere Mathematiker genau nach ihren neuen Theorien und komplexen mathematischen Errungenschaften auszufragen. Oft erklärten die Mathematik Studenten den Sachverhalt bis zu dem Punkt an dem Sie annahmen es sei Trivial. Erst durch richtiges und einfaches erklären, hätte man das Thema richtig verstanden.

I still remember a guy sitting on the couch, thinking very hard, and another guy standing in front of him, saying: "And therefore such-and-such is true." "Why is that?" the guy on the couch asks. "It's trivial! It's trivial!" the standing guy says, and he rapidly reels of a series of logical steps: [...] which goes on at high speed for about fifteen minutes! ..., and the guy on the couch says, "Yeah, yeah. It's trivial."

Es gibt auch noch eine Erwähnung in der erzählt wird Feynman hätte ein Notebook bei sich gehabt mit dem Titel "Things I don't know", in dieses hätte er immer Theorien und Konzepte aufgeschrieben, in welchen er noch nicht 100% firm war.

Noch ein kleiner Zusatz zum ersten Zitat. Dies wird ja oft gerne mit der "Feynman-Methode" in Bezug gebracht, ursprünglich verwendete er den Ausspruch im Zusammenhang mit dem Millikan Versuch, zur Bestimmung der elektrischen Ladung. Man muss wissen, dass der Versuch ungefähr eine Abweichung von 1% zur Konstante zeigte. Damals wusste man diese noch nicht und viele Physiker glätteten Ihre errechneten und beobachteten Werte immer wieder in Richtung der Millikan-Konstante anstatt über Ihre "Ausreisser" nachzudenken.

Feynman war auch ein Fan davon, Dinge selbständig nur mit den eigenen Tools zu beweisen und sich nicht auf andere Physiker oder Theoretiker zu verlassen und bestimmte Dinge als gegeben anzunehmen.